Donnerstag, 30. August 2012

Faktencheckchecker

Wie ich in meinem Post "Die Angst der Ideologen" in Kürze berichten und kommentieren werde, versucht die Energiewendelobby nach allen Regeln der "Kunst" die Kosten ihres Vorhabens zu verschleiern. Als Vorbereitung auf diesen Post hier schoneinmal ein Faktencheckercheck. Aus "DIE ZEIT" vom 23.August 2012:

Treibt Grün den Preis?
Der erstaunlichste Effekt des grünen Stroms bleibt den Bürgern verborgen: Die aus Sonne, Wind und Wasser erzeugten Kilowattstunden sorgen an der Strombörse für niedrigere Preise. Gäbe es die Erneuerbaren nicht, würde jede Kilowattstunde rund einen halben Cent mehr kosten.
Dafür sorgt die Mechanik der Preisbildung am Strommarkt. Sie folgt der simplen Maxime, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Die Kraftwerke werden deshalb in einer bestimmten Reihenfolge ans Netz geschaltet: die billigsten zuerst, die teuersten zum Schluss. Die letzte nachgefragte Kilowattstunde entstammt immer dem teuersten Kraftwerk. Dessen Kosten bestimmen den Börsenpreis.
Aber was sind hier überhaupt Kosten? In der Logik des Marktes zählen nur die Ausgaben für Brennstoffe und für die Rechte zum Ausstoß von Klimagas (die Emmisionszertifikate) Im Gegensatz zur Bedienung von Schulden, die man für den Bau des Kraftwerks gemacht hat, sind diese Kosten variabel und nur von der Produktionsmenge abhängig. Sie sind es, die der Erlös des Stromverkaufs unbedingt decken muss, sonst wird kein Strom produziert. Auf die Deckung der anderen Kosten können Kraftwerksbetreiber verzichten, jedenfalls vorübergehend. Zinsen für geliehenes Geld müssen sie so oder so zahlen, ob sie Strom produzieren oder nicht.
Darin liegt der Grund für den Börseneffekt der grünen Energie: Ihre Erzeugung ist zwar insgesamt deutlich teurer als die Stromproduktion in Gas- oder Kohlekraftwerken; das liegt aber ausschließlich an den hohen Kosten für den Bau neuer Solaranlagen oder Windparks. Sind diese jedoch erst einmal errichtet, dann produzieren sie Strom fast zum Nulltarif. Die Sonne schickt eben tatsächlich keine Rechnung. Weil die variablen Kosten der Stromerzeugung durch Wind und Solarkraftwerke so niedrig sind, wird die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke verändert. Billiger grüner Strom verdrängt teureren Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken. Dieser Effekt macht Forschern zufolge rund 0,5 Cent pro Kilowattstunde aus. Entsprechend wächst der Abstand des Börsenpreises zum staatlich garantierten Einspeisepreis der Erneuerbaren. Konsequenz. Die sogenannte EEG-Umlage steigt. (VO)
Toll nicht? Verdrehung, Verschleierung, falsche Spuren legen und das gute alte Milchmädchen...

Die alles überstrahlende, am Ende des Tages im Stammhirn haftenbleibende Nachricht ist: "Grüne Energie ist in Wahrheit günstiger!" Und da diese Zeitungen immer wieder gekauft werden, scheint das Volk auch kräftig genug diesen Bären zu tragen, der ihm immer wieder aufgebunden wird. Die für den Transport der Nachricht notwendige Grundverschleierung, die diesem Artikel zugrundeliegt, ist die unterschwellige aber irrige Ansicht die Strombörse sei eine marktwirtschaftlichen Börse. Das ist sie natürlich nicht. Aber was ist sie dann? Die einzige Analogie zur klassischen marktwirtschaftliche Börse ist, dass beide ein Preisfindungsinstrument implementieren. Mehr aber auch nicht. Auf freien Märkten bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. An der Strombörse nicht.

Die Art wie wir Strom erzeugen basiert überwiegend und seit jeher im wesentlichen auf politischen Entscheidungen sowohl die Entscheidungen pro Atomkraftwerke als auch die jetzige Energiewende sind Beispiele dafür. Beides waren und sind keine Entscheidungen des freien Marktes. Waren die Entscheidungsmotivationen früher aber eher ökonomischer Natur und damit wohlstandsorientiert, so sind sie heute überwiegend angstzentriert. Ideologische basierend auf - und befeuert durch eine Sekte der Ökoreligion.

Der Sinn der Strombörse mit ihrer unmarktwitschaftlichen Mechanik der Preisfindung besteht eben genau darin, die aktuell vorhandenen, auf ehemaligen politischen Entscheidungen beruhendem Erzeugungskapazitäten "sinnvoll" ans Netz zu bringen und nicht noch zusätzliche unnötige variable Kosten zu provozieren. So mag man es positiv formulieren. Dabei werden - natürlich aktuell politisch gewollt - Windenergie und Photovoltaik bevorzugt. Tatsächlich, marktwirschaftlich gesehen, erhält diese Preisfindungsmechanik eben unwirtschaftliche Stromerzeugungsarten am Leben. Das sind Photovoltaik- und Windenergie, weil sie eben in einer realen Marktwitschaft keine Überlebensfähigkeit am Markt hätten - weil zu teuer. Und damit ist eben nicht wie beschrieben diese Art der Preisfindung die Logik des (freien) Marktes sondern die Logik der Ideologie und der Regulation.

Schließlich und endlich versteigt sich der Autor in seine zentrale Behauptung: "Billiger grüner Strom verdrängt teureren Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken."  Um den Leser dahin zu bringen, diese Nachricht zu glauben muss er allerdings - welch ein Fauxpas - zuvor die Wahrheit offenlegen: "Darin liegt der Grund für den Börseneffekt der grünen Energie: Ihre Erzeugung ist zwar insgesamt deutlich teurer als die Stromproduktion in Gas- oder Kohlekraftwerken; das liegt aber ausschließlich an den hohen Kosten für den Bau neuer Solaranlagen oder Windparks."

Übrigens nennt der Autor hier im Vergleich nur die Kohle und Gaskraftwerke, denn für die deutschen Kernkraftwerke, die allesamt nahezu abgeschrieben sind, und bei denen die Rücklagen für ihren späteren Rückbau ebenfalls schon wie gesetzlich geregelt und vorgeschrieben gebildet sind und schlussendlich die Brennstoff- und Betriebskosten exorbitant niedrig sind würde dieser Vergleich noch verherender aussehen. Wohl kaum ein anderer Staat kann es sich leisten betriebsfähige Anlagen in diesem Umfang und mit dieser volkswirtschaftlichen Bedeutung zu verschrotten. Zeitgleich sind wir aber bereit für den (in 2011) installierten 3,1 prozentigen Beitrag der Photovoltaik am deutschen Energiemix in den nächsten 20 Jahren (Laufzeit der EEG-Subentionsregelungen) 140 Milliarden Euro an Subventionen zu bezahlen! (Quelle: Wikipedia) Und dies für eine höchst unzuverlässige Stromquelle. Denn die zu den 3,1% korrespondierenden 24,8 MWp sind nur die installierte theoretisch mögliche Spitzenleistung in einem wolkenfreien Deutschland um 12:00 Mittags. Sie sparen somit kein einziges konventionelles Kraftwerk ein! Umgekehrt, würde der Markt bzw. deren in diesem Fall notwendige Regulierung funktionieren, hätten wir es im Szenario mit Kernkraft mit stark fallenen Preisen zu tun.

Lügner und Betrüger entlarven sich meistens selbst. Aber für wie blöd wird das Volk eigentlich gehalten? Nun - für so blöd wie es ist. Denn eigentlich sollte jedem klar sein. Irgendwann, am Ende des Tages müssen durch Irgendwen die Gesamtkosten getragen werden. Daran ändern auch Subventionstatbestände, Umverteilungsmechanismen, Streuung auf lange Laufzeiten, Preisfindungsakrobatik und dergleichen mehr - nichts.



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